Jakowlew Jak-1 von Martin Sczepan

Über die Jak-1 muss ich wohl nicht viel sagen, darüber sind sogar schon Lieder geschrieben worden. Von keinem geringeren als Wladimir Wyssozki…

Das Modell stellt die Maschine von Lt. A.M. Reshetov vom 273. IAP im Frühjahr (April/Mai) 1942 dar. Alexei Michailowitsch Reshetov war als Pilot vom ersten Tag des Krieges im Einsatz und beendete seine Karriere nach 821 Einsätzen mit 35 Luftsiegen. Dabei flog er Muster wie die I-153, die Jak-1 und die Jak-3. Leider scheint es nur ein eher unscharfes Photo seiner frühen Jak-1 zu geben und so bleiben ein paar Fragen zu ihrem Erscheinungsbild offen. Ganz offensichtlich handelt es sich um ein recht frühes Modell – die Abdeckungen der Fahrwerke sind noch mit den typischen „Ohren“ versehen. Das beantwortet auch die Frage nach der Kabinenhaube (erste Version mit kompletter Verglasung des Bereiches hinter dem Sitz). Außerdem zeigt das Foto, dass die Maschine mit Startschienen für RS-82-Raketen ausgerüstet war und dass die Radabdeckungen entfernt waren. Grund dafür war möglicherweise, das Blockieren der Räder durch den allgegenwärtigen Schlamm zu verhindern. Oder die Maschine war im vorhergehenden Winter mit Skiern ausgerüstet und die Abdeckungen sind dafür demontiert worden. Leider ist auf dem Bild das Tarnschema nicht genau erkennbar weshalb es verschiedene Interpretationen dazu gibt. Neben dem prominenten patriotischen Slogan („Tod dem Faschismus!“) fällt noch die eigenartige helle Umrandung des Sterns am Seitenleitwerk auf. AML interpretiert das als silberne Einfassung, ich habe aber auch schon Interpretationen als Reste einer Wintertarnung gesehen. Der Spinner ist offensichtlich weiß und die Vorderseiten der Propellerblätter schwarz.

Der Accurate-Bausatz lag mir noch in der Original-Verpackung vor und hatte sogar noch einen DM-Preis. Inzwischen ist er ja auch in anderen Verpackungen (z.B. Eduard, Zvezda) erschienen. Jedem, der noch die Original-Version hat, sei empfohlen sich die Bauanleitungen von der Eduard-Webseite herunterzuladen. Die wortreichen (nur in englisch!) aber bildarmen Original-Bauanleitungen sind an vielen Stellen nicht sonderlich hilfreich. Die Plastikteile sind selbst nach fast 25 Jahren noch ansprechend: feine Gravuren, dezente Darstellung der Stoffbespannung an Rumpf und Rudern, Kleinteile und Details sind schön ausgeführt. Was wirklich zu wünschen lässt, sind die Klarteile. Die Hauben sind zwar einigermaßen dünn, haben aber ausgeprägte „Wellenstrukturen“, die die sich durch unschöne Verzerrungen beim Durchblick bemerkbar machen. Außerdem hatten der bewegliche Teil der Haube und der hintere unbewegliche Teil bei mir einen deutlichen Kratzer, der sich beim Polieren der Teile als Sollbruchstelle erweisen sollte. Auch die Abdeckung des Landescheinwerfers ist alles andere als durchsichtig. Die Decals im Bausatz sind Accurate-typisch minimalistisch und erlauben die Markierung genau einer Maschine – der allseits beliebten und oft gesehenen „gelben 44“ von Liliya Litviak…

Wie meistens beginnt der Zusammenbau mit dem Cockpit. Die Eduard-Ätzteile lassen sich gut verbauen, stellen allerdings bei einigen der Schalttafeln nicht unbedingt einen Gewinn an Detaillierung dar. Zusätzlich habe noch die Sauerstoff-Flasche und die Halterung für die Leuchtmunition aus Plastik bzw. Drahtstücken ergänzt Das Cockpit selbst habe ich in mittelgrau („Ocean Grey“ von Tamiya, gibt die Farbe A-14 Stahlgrau hinreichend gut wieder) bemalt. Der Steuerknüppel aus dem Bausatz gefiel mir nicht und verabschiedete sich dann auch noch aus einem „Schnipps“ aus der Pinzette – also habe ich ihn durch einen Scratchbau aus Plastik und Draht ersetzt. Gleiches gilt für die Handgriffe an den MGs am Instrumentenbrett und für das Reflexvisier PBP-1, das ich nach Bildern aus dem, Netz gescratcht habe. Vor dem Einbau des Cockpits habe ich noch das Seitenruder von den Rumpfhälften getrennt um es später leicht eingeschlagen wieder anzubringen. Am Teil für die Rumpfoberseite sind die Absaugöffnungen für die MG-Durchführungen nur durch „Dellen“ angedeutet – hier wurden entsprechend Durchbüche geschaffen und kleine, oval gedrückte Alu-Röhrchen eingesetzt. Der Zusammenbau von Cockpitsektion und Rumpfteilen ist etwas fummelig – das Cockpit will nicht so recht passen und am Ende saß es mit etwas seitlichen Versatz in der Öffnung.

Die nächste Herausforderung ist die Tragfläche. Hier bin ich mal wieder der „unorthodoxen“ Konstruktion der Bausätze dieses Herstellers zum Opfer gefallen: Das Bauteil für den Tragflächenholm/Rückwand der Fahrwerksschächte liegt natürlich nicht an den Ausschnitten an den Rumpfhälften an, sondern schwebt praktisch frei im Raum. Also doch wieder der klassische Weg: erst die Oberseiten der Flügel mit dem Rumpf verkleben, dann den Holm mit den Tragflächenoberseiten (stellt den richtigen V-Winkel ein) und dann die Tragflächenunterseite anbringen. So entstehen die Spalten da, wo man sie gut verspachteln kann… Einen Landescheinwerfer gibt es nicht als Bausatzteil. Deshalb habe ich hier schnell etwas zurechtgebastelt… Die Abdeckung entstand aus Tesa-Film. Bei den Landeklappen habe ich mich für eine Mischlösung entschieden: Die Resinteile für das Tragflächeninnenteil lassen sich schlecht einpassen – also habe ich hier die Ätzteile verwendet, für die beweglichen Teile habe ich jedoch die Resinteile von Quickboost genommen. Die Querruder sind separat ausgeführt und lassen sich eingeschlagen darstellen. Bei dem Ruder, das nach oben ausgelenkt wird, entsteht dabei an der Unterseite allerdings ein unschöner Spalt. Deshalb habe ich an die Vorderseite dieses Ruders noch ein keilförmiges Stück Plastik „angestückelt“ um den Spalt zu schließen. Die Fahrwerksklappen von Eduard (Ätzteile) wurden mit dünnem Plastiksheet um die auffälligen Ohren erweitert und auf den Außenseiten mit einem Nietrad „verziert“.

Auch bei der Cockpithaube habe ich auf zwei Quellen zurückgegriffen: das Vorderteil kam aus dem Bausatz, Schiebehaube und hinterer Teil wegen des Bruchs beim Polierversuch aus einer Vacu-Haube.

Die Farbgebung begann erst mal mit der Entscheidung für ein Tarnschema. Die Anleitung der Decals schlägt grün/dunkelgrün vor, andere Quellen einfarbig grün oder grün/schwarz. Das einzige Photo war nicht sonderlich aussagekräftig, zeigt aber nach meinem Gefühl eine zweifarbige Oberseiten-Tarnung. Also habe ich mich für ein typisches Schema aus der frühen Jak-1 Produktion (auch bekannt als das „große Mäander-Schema“) in Grün (A-24M) und Schwarz (A-26M) über Hellblau (A-28M) entschieden. Die Verwendung von Dunkelgrün statt Schwarz ist sehr umstritten – bei frühen Maschinen wurde praktisch immer schwarz verwendet. Die Farbübergänge waren bei den frühen Exemplaren eher hart. Für das Unterseiten-Blau habe ich Gunze H-323 verwendet. Hier habe ich die Flächen mit etwas Pre- und Postshading etwas aufgelockert. Für die Oberseiten habe ich Gunze H-320 und Tamiya XF-69 verwendet. Maskiert wurde mit Tamiya-Tape und für die Oberseiten-Farben mit Maskier-Knete von MBK. Die lässt sich ähnlich verarbeiten wie Patafix. Im vorderen Rumpfbereich habe ich mit „Smoke“ (X-19) von Tamiya etwas nachschattiert. Den Rest hat dann ein leichtes Washing mit „panel line accent color“ von Tamiya erledigt. Die Decals ließen sich einigermaßen gut verarbeiten – die roten Sterne neigten allerdings zum Reißen. Am Seitenleitwerk musste ich deshalb noch mal mit dem Pinsel nacharbeiten. Zum Schluss wurde alles noch mit Mattlack von Vallejo versiegelt und die Kleinteile angebracht. Die finale Alterung erfolgte mit den „Schminksets“ von Tamiya sowie mit silber- und stahlfarbenen Buntstiften von AK.

Fazit: Gäbe es nicht den Ärger mit den Klarteilen, wäre der Jak-1 Bausatz von Accurate durchaus zu empfehlen. So sollte man sich eine Vaku-Haube besorgen oder – wenn man es ganz genau haben will – auf die neueren Bausätze aus russischer Produktion (Modelsvit) zurückgreifen.

Übrigens: Meine Freundin meint, die Qualität des Bausatzes sei überdurchschnittlich, da ich beim Bauen nicht so oft und laut geflucht hätte wie sonst…

Bausatz: 1/48 Accurate Miniatures Yak-1

Verwendetes Zubehör:

Eduard: Ätzteile 48-286

Quickboost: Landeklappen (Resin)

Quickboost: Auspuffrohre (Resin)

Kolibri: Räder (Resin)

Brengun: RS-82 Raketen (Resin/Ätzteile)

Rob Taurus: Kabinenhaube

Montex: Maskensatz Kabinenhaube

AML: Decals (AMLD 48031 „Red Devils with Rockets“)

Als Inspiration habe ich noch folgende Literatur verwendet:

Monografie Lotnice Nr. 46 „Jak-1/Jak-3“

Red Star Vol. 6: Y. Gordon und D. Khasanov, „Yakovlev Piston Engined Fighters“

Y. Gordon: „Soviet Air Power in World War 2“

E. Pilawskii: „Soviet Air Force Fighter Colors 1941-1945“